Lissabon im Winter von Jürgen Juchtmann

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Als freier Autor besuchte Jürgen Juchtmann die Região de Lisboa zur Weihnachtszeit. Dabei war er auch bei uns zu Gast – sein Bericht erschien in der Neuen Westfälischen.

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Lichter, Luxus, Lissabon

Warum die Vorweihnachtszeit in der portugiesischen Hauptstadt und ihren Vororten so reizvoll ist und was eine deutsch geführte Ferienanlage damit zu tun hat

Ein Heißgetränk mit Weingeschmack sucht man auf einem Weihnachtsmarkt in Portugal vergeblich. Ist auch kein Wunder, bei 15 bis 18 Grad Celsius Anfang Dezember rund um Lissabon. Die Märkte dort sind ebenso farbenfroh wie hierzulande, aber statt Glühwein gibt es Ginja, einen Kirschlikör, getrunken aus Waffelbechern mit Schokoüberzug: süß und sehr lecker. Außerdem wird, flankiert von Weihnachtssternen unter bunter Beleuchtung, allerlei Kunsthandwerk, Käse, Wurst und Gebäck angeboten. So wie die traditionelle portugiesische Süßspeise Pasteis de Nata und vor allem Bolo Rei, das königliche Weihnachtsgebäck. Das probiert man am besten in der Confeitaria Nacional am Praça da Figueira in Lissabon. Die Konditorei existiert seit 1829.

Allein die Hauptstadt Lissabon hat dieses Jahr mehr als 1,2 Millionen Euro für weihnachtliche Beleuchtung ausgegeben. Weihnachtskugeln schweben in den Platanen an Einkaufsstraßen, manch ein Haus trägt eine riesige Geschenkschleife und glitzernde Lichterkaskaden rauschen Mauern hinunter. Aus den Gondeln von Riesenrädern können Bummellustige die prächtige Schau von oben bestaunen. Alle Geschäfte haben ihre Auslagen festlich geschmückt. Man sitzt auch am Abend noch in Straßencafés und Restaurants unter freiem Himmel, solange die Witterung es zulässt. Kurz: In Lissabon mit seinen berühmten Vororten wie Cascais, Estoril oder Sintra geht vor dem Fest die Post ab. Tipp für den Abend: Aperitif in der Rooftop Bar des Tivoli Hotels an der Avenida Liberdade und Abendessen im Restaurant Bairro do Avillez, Rua Nova da Trindade. Dort unbedingt reservieren!

Wer nach Tagen voller Rummel die Weihnachtsvorfreude ein wenig sacken lassen möchte und Ruhe sucht, der findet im Örtchen Malveira da Serra, unweit des weltberühmten Surferstrandes Guincho, ein Refugium der besonderen Art. 25 Kilometer von Lissabon entfernt empfängt mit Victor’s Portugal Malveira-Guincho eine luxuriöse Anlage ihre Gäste mit 19 Gartenvillen und sechs freistehenden Villen mit Privatpools. Ganzjährig versteht sich. Victor’s-Geschäftsführerin Susanne Kleehaas hat alle Feriendomizile persönlich für höchste Ansprüche ausgestattet. So folgt jedes Haus einem eigenen Farbschema, darunter pink, orange, beige oder blau. In der weißen Villa findet sich ein prominenter Eintrag im Gästebuch: Schauspielerin Simone Thomalla urlaubte hier mit Tochter Sophia und ihrem Lebensgefährten Silvio Heinevetter. „Es war toll, wir kommen wieder", schrieb sie. Die Victor’s Gruppe betreibt in Deutschland 13 Hotels.

Wer von hier aus die Region erkunden will, hat die Qual der Wahl. 15 Minuten sind es bis Cascais, das mit traditionellen Restaurants wie dem Casa Velha aufwartet, eine sehr hübsche Weihnachtsdekoration installiert hat und mit vielen inhabergeführten Geschäften zum Einkaufen einlädt. In Sintra, einst Sommerresidenz der portugiesischen Könige, stehen die Buden des Weihnachtsmarkts direkt vor dem Nationalpalast. Aus Lautsprechern wird die Kleinstadt mit Weihnachtsliedern aus aller Welt beschallt.

Will man dem Weihnachtstrubel entfliehen, erreicht man von Victor’s Villenpark aus in wenigen Minuten per Auto oder binnen einer halben Stunde zu Fuß den Guincho-Strand, einen der schönsten Sandstrände an der Atlantikküste. Nach einem langen Spaziergang lohnt es sich, in die ganzjährig geöffnete Guincho Strandbar einzukehren. Wer mag, kann an der Küste auf Holzstegen durch die Cresmina Dünen wandern, Vögel beobachten, oder bei Cabo da Roca den westlichsten Punkt des europäischen Festlandes auf steilen, von Wind- und Wasser umtosten Klippen besuchen. Reizvoll ist es auch, bei Boca do Inferno – auf deutsch Höllenschlund – dem Meer zuzuschauen, wie es unter einer Felsbrücke hindurch mit Nachdruck versucht, dem Festland weiteren Boden abzutrotzen.

Einen Besuch in Lissabon sollte man auf mehrere Tage verteilen. Die Fahrt mit dem Bummelzug von Cascais in die Metropole dauert 45 Minuten. Auf dem Weg über breite Promenaden, durch enge Gassen und von Miradouro zu Miradouro (Aussichtspunkte in der Altstadt Alfama) läuft man sich schnell die Füße rund. Die Straßenbahnlinie 28 startet auf dem Platz Martim Moniz, fährt durch die bei Touristen beliebtesten Stadtviertel und erspart Laufkilometer. Wer dann abends noch Energie hat, für den gibt es einen echten Geheimtipp.

Erst seit wenigen Jahren existiert auf dem Gelände eines ehemaligen Industriebetriebs die LX Factory. Viele Kneipen mit Livemusik, Restaurants, Designerläden, eine Rooftop-Bar mit Blick auf die „Brücke des 25. April" (Tag der portugiesischen Nelkenrevolution 1974), Tattoostudios, einem Nachtclub, viel Straßenkunst und junges Publikum hauchen den alten Gebäuden frisches Leben ein. LX Factory ist mit der Bahn Lissabon-Cascais von der Haltestelle Alcantara Mar aus in Minuten zu Fuß erreichbar oder aus dem Zentrum mit der Buslinie 714 bis zur Haltestelle Calvario.

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